Allgemeine Zufuhrempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) (3 Mikrogramm täglich) oder der Vegan Society (mindestens zehn Mikrogramm täglich) für Vitamin B12 können in bestimmten Lebenssituationen zu niedrig angesetzt sein. Dies gilt vor allem dann, wenn die Aufnahme von Cobalamin aufgrund einer gestörten Darmflora oder wegen entzündlichen Prozessen im Magen-Darm-Trakt eingeschränkt ist.
Wann ist eine Tagesdosis von 300 bis 500µg Vitamin B12 zu empfehlen?
Leider sind Aufnahmestörungen in Anbetracht des modernen und zumeist stressigen Lebenswandels heute gar nicht mehr so selten. Seelischer und körperlicher Stress in Beruf und Privatleben verleiten schnell zu einem Ausweichverhalten wie Rauchen oder Alkoholkonsum, welches jedoch zusätzlich die Gesundheit belastet. Kommen Stoffwechsel- oder chronische Magen-Darm-Erkrankungen hinzu, reicht die normalerweise empfohlene Tageszufuhr häufig nicht mehr aus. In solchen Situationen kann eine erhöhte Vitamin-B12-Dosierung von 300 bis 500µg täglich erwogen werden.
Wer sollte über eine erhöhte Dosierung von Vitamin B12 nachdenken?
Wird von der Magenschleimhaut zu wenig des benötigten Transportproteins, dem sogenannten Intrinsic Factor, produziert oder kommt es zur Darmdysbiose, einem Ungleichgewicht der Darmbakterien, nimmt der Körper Vitamin B12 und andere Nährstoffe nur noch vermindert auf. Folgende Faktoren tragen maßgeblich zu einer schlechteren Vitamin-B12-Aufnahme bei:
- regelmäßige Medikamenteneinnahme
- häufige oder chronische Krankheiten
- bestimmte Lebensstilfaktoren (Rauchen, Alkoholkonsum, etc.)
- vorwiegend pflanzliche Kost
- fortgeschrittenes Alter
Unter bestimmten Umständen ist zudem der tägliche Bedarf erhöht. Dies gilt beispielsweise für Menschen, die regelmäßig beruflich oder privat starkem seelischen oder körperlichen Stress ausgesetzt sind, für Leistungssportler sowie für Schwangere und Stillende.
Vitamin-B12-Zufuhr und -Aufnahme – nicht das Gleiche
Um den Körper optimal mit Vitamin B12 zu versorgen, empfehlen sich statt einer Einmalgabe mehrere Zufuhrdosen, die über den Tag verteilt werden. Zu beachten ist hierbei, dass über den Intrinsic Factor maximal 1,5 Mikrogramm Vitamin B12 pro Dosis aufgenommen werden können. Über die Darmwand nimmt der Körper passiv etwa ein Prozent jeder Dosis auf. Eine Einzeldosis um die 150 Mikrogramm schöpft die natürliche Aufnahmefähigkeit des Körpers demnach optimal aus und sollte bis zu dreimal täglich bei stark erhöhtem Bedarf bzw. eingeschränkter Aufnahmefähigkeit verabreicht werden:
- 150 µg/100 (1 % über die Darmwand) + 1,5 µg (Intrinsic Factor) = 1,5 µg + 1,5 µg = 3 µg
Wann machen höhere Dosierungen Sinn?
Bevor jedoch Nahrungsergänzungspräparate mit Vitamin B12 verabreicht werden, sollte stets der persönliche Vitamin-B12-Status mittels Blutuntersuchung bestimmt werden. Weitere Untersuchungen wie etwa ein Stuhltest zur Analyse der Darmflora bieten sich an, um die individuelle Nährstoffaufnahmefähigkeit einschätzen zu können. Je nach Mangelzustand sind mittlere, erhöhte oder sogar hochdosierte Gaben von Vitamin B12 empfehlenswert.
Bei einem akuten Vitamin-B12-Mangel mit Anämie oder zur therapeutischen Begleitung bestimmter Krankheiten kann der Arzt darüber hinaus täglich hochdosierte Gaben ab 1.000µg Vitamin B12 verordnen.
Quellen
Burgerstein, U., Schurgast, H, Zimmermann, M: Handbuch Nährstoffe – Vorbeugen und heilen durch ausgewogene Ernährung (2012), Trias Verlag (12. Auflage)
https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/vitamin-b12/
https://www.vegansociety.com/resources/nutrition-and-health/vitamins-minerals-and-nutrients/vitamin-b12-your-key-facts
https://www.veganblatt.com/vitamin-b12
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15911731
http://ajcn.nutrition.org/content/91/3/571.full