Steigt das Krebsrisiko bei einer Vitamin-B12-Überdosierung?

Da der menschliche Organismus nicht in der Lage ist, Vitamin B12 als einen der wichtigsten Bausteine des Körpers selber herzustellen, erfolgt die Zufuhr bei gesunden Menschen ausschließlich über tierische Nahrungsmittel. Hierbei kann durch falsche Ernährung sehr schnell eine Unterversorgung mit Vitamin B12 entstehen. Nach der Entleerung der körpereigenen Speicher in der Leber und den Zellen treten nach anfänglichen leichten die schwereren Symptome auf. In diesem Fall muss umgehend eine Therapie mit möglichst hoch dosierten Vitamin-B12-Präparaten eingeleitet werden. Die Frage ist immer, ob bei einer so hohen bzw. einer Überdosierung vermeidbare Folgeschäden auftreten können.

Kann eine Überdosierung mit Vitamin B12 Krebs fördern?

Die vielen verschiedenen Vitamine, welche der Mensch täglich über die Nahrung aufnimmt, tragen maßgeblich zur Gesunderhaltung des Körpers bei. Einige dieser Vitamine sind sogar lebensnotwendig. Auf Vitamin B12 beispielsweise kann kein Mensch verzichten. Der Tagesbedarf eines erwachsenen Menschen liegt bei 3 µg. Bei Nichteinhaltung dieser recht klein erscheinenden Menge drohen aber auf längere Sicht schwerste bis lebensbedrohliche Folgeerscheinungen, welche zum Teil irreversibel, also nicht zu beheben sind.
Aber kann eine hohe Dosierung bzw. eine Überdosierung in einem schweren Fall von B12-Mangel zu viel des Guten sein? Einige sehen in erhöhten Werten des B12-Status eine steigende Krebsgefahr.

Auch Ärzte warnen seit längerer Zeit, bei dem Griff zu Nahrungsergänzungsmitteln Vorsicht walten zu lassen, da diese Produkte oftmals sehr hoch dosiert angeboten werden. Es sei noch nie gesund gewesen, dem Körper „zu viel Gesundheit“ angedeihen zu lassen. Eine Überdosierung von Vitamin B12 könnte ebenfalls ein gewisses gesundheitliches Risiko beinhalten.
Laut einer aktuellen Studie könne ein ständiges Überdosieren und somit immer zu viel B12 im Organismus die Entstehung von Krebs positiv beeinflussen.

Besteht ein direkter Zusammenhang zwischen B12-Überdosierung und Krebs?

Eine Reihe von Untersuchungen brachte das Ergebnis hervor, dass erhöhte Serumwerte bezüglich Vitamin B12 mit Tumoren in einigen Organen in einen direkten Zusammenhang gebracht werden können. Bisher konnte nur der Beweis nicht erbracht werden, ob das nur ein Symptom für einen gestörten Stoffwechsel war, welcher Krebs nach sich zog oder das Vitamin direkt verantwortlich für den Krebs war.

In einer Forschungsreihe arbeitete eine Gruppe Experten mit dem dänischen Gesundheitsregister. Hierbei wurden die Daten von rund 334.000 Menschen herangezogen, welche sich unter ärztlicher Aufsicht zwischen 1998 und 2009 einem genauen Vitamin-B12-Test unterzogen hatten. Bei keiner dieser Personen zu zum Zeitpunkt der Untersuchung ein Tumor festgestellt werden. Es folgte eine Gegenüberstellung von 6% dieser Gruppe mit zu hohen B12-Werten und den restlichen 94%.

Im nächsten Schritt recherchierten die Forscher im dänischen Krebsregister, bei welchen von diesen 334.000 Menschen in den folgenden Jahren ein Tumor entstanden war. Die Statistik zeigte, dass auffallend viele der Patienten mit erhöhten B12-Werten einen Krebs entwickelt hatten.

Das Krebsrisiko war bei Patienten mit mehr als 800 pmol Vitamin B12 pro Liter Blut um das 6,3-Fache erhöht. Ein B12-Anteil von 600 bis 800 pmol pro Liter Blut erhöhte das Risiko immerhin noch um ein 3,5-Faches. Die Gefahr, einen Tumor zu entwickeln lag aber nur im ersten Jahr so hoch. Sie sank, je länger die Blutuntersuchung zurücklag.

Allgemeine Meinungen zu einer B12-Überdosierung

Bei bestimmten Krankheiten ist ein hohe oder eine Überdosierung von Vitamin B12 unerlässlich. Allen Warnrufen zum Trotz kann Vitamin B12 eine lebenserhaltende Maßnahme sein. Hier müssen vom betroffenen Patienten Nutzen und eventuell bestehende Risiken gegeneinander abgewägt werden.

Bei normalem B12-Mangel, ausgelöst durch eine vorübergehende Unterversorgung, wird die Zugabe von B12 nach dem Therapieerfolg zumeist eingestellt. Bei chronischen oder nicht heilbaren Erkrankungen kann es allerdings vorkommen, dass eine hohe oder überhöhte Dosierung mit Vitamin B12 permanent benötigt wird.

Dieser Fall kann z. B. eintreten bei einer Teilentfernung des Dünndarms, denn in diesem Organ wird das Vitamin B12 vom Körper absorbiert.
Bei vielen anderen Vitaminen würden Mediziner von einer zu hohen Aufnahme warnen. Nicht bei Vitamin B12. Eine hohe Anzahl von Medizinern schließt sich der weitverbreiteten Meinung an, dass ein Überschuss an Vitamin B12 über die Nieren mit dem Urin ausgeschieden wird.

Nichtsdestotrotz greift das Sprichwort „weniger ist mehr“. Das trifft speziell auf gesunde Menschen zu, die der Meinung sind, mit Vitamin-B12-Präparaten seien sie mit Sicherheit gut versorgt. Der tägliche Bedarf eines gesunden Erwachsenen liegt bei 3 µg. 100 gr Kalbsleber zum Beispiel enthalten 60 µg, was dem 2.000-fachen des Tagesbedarfs entspricht. Selbst bei einer oralen Aufnahmestörung, also beispielsweise einer gestörten Magen-Darm-Flora, reicht eine Ergänzung um 500 µg täglich aus.

Vitamin-B12-Präparate sind oftmals sehr hoch dosiert, teilweise bis zu 5.000 µg pro Einheit. Der Grund liegt darin, dass Ärzte bei starken Mangelerscheinungen häufig die Dosierungen sehr hoch ansetzen. Das wiederum basiert darauf, dass der Körper nur einen geringen Anteil des zugeführten Vitamin B12 absorbiert, der größte Teil wird ungenutzt wieder ausgeschieden. Hohe orale Dosierungen werden oftmals bei einer Aufnahmestörung angeordnet, weil in diesem Fall der Intrinsic Faktor, also die Verstoffwechselung nicht funktioniert. Da der Körper aber in der Lage ist, weitere geringe Anteile an Vitamin B12 mittels der passiven Diffusion im Darm aufzunehmen, werden hier schon zu Beginn der Therapie hohe Dosierungen gewählt, um den Mangel so schnell wie möglich auszugleichen.

Laut neuesten Forschungen könnten die Grenzwerte bezüglich B12-Mangel und empfohlener Tagesdosis zu gering angesetzt sein. Die Frage nach einer Überversorgung ist somit noch nicht schlüssig geklärt.

Nebenwirkungen und Symptome einer B12-Überdosierung

Jahrzehntelang wurden Studien über Vitamin B12 durchgeführt. Selbst nach diesen vielen Jahren konnten wurden auch bei extrem hohen Dosierungen so gut wie keine Symptome einer Überdosierung bekannt.

Einzig bei der Zugabe des einzigen synthetisch hergestellten B12, dem Cyanocobalamin sollte man Vorsicht walten lassen, da sich beim Stoffwechsel Cyanid abspaltet. Hierauf zeigen viele Menschen allergische Reaktionen.

Hoch dosierte Injektionen werden intramuskulär verabreicht. Hier ist es in Einzelfällen schon zu leichten Abwehrreaktionen gekommen. Patienten haben über vermehrt auftretende Akne oder leichte Hautreizungen geklagt. Zudem war die Rede von auftretender Übelkeit, Hitzewallungen oder Schwindel. Da diese Präparate aber Konservierungsmittel beinhalten, könnten die Beschwerden auch von diesen ausgelöst worden sein.

Die Akneanfälle beispielsweise verschwanden direkt nach dem Absetzen des Präparates wieder.
Da das überdosierte B12 mit dem Urin ausgeschieden wird, brauchen sich auch Schwangere keine Gedanken über etwaige Folgen machen. Ganz im Gegenteil, denn sie müssen besonders auf eine ausreichende Versorgung mit Vitamin B12 und Folsäure achten, um durch einen möglichen Mangel den Fötus nicht zu schädigen.

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